Küche

CF: Trainingshalle

Mein erster Weg führt mich in die Küche des Anwesens. Hier ist es richtig ruhig und das begrüße ich sehr. Nachdem ich mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank genommen habe, lasse ich mich auf einen Sessel fallen und trinke erst mal ein paar Schlucke. Selten mag ich es still, viel lieber ist mir der Wirbel und Trubel. Doch nachdenken lässt es sich tatsächlich am Besten, wenn man alleine ist und eben seine Ruhe hat.
Und nachdenken muss ich wirklich. Ich weiß, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, bis meine Wandlung eintritt (insgeheim ist mir auch bewusst, dass Dad deshalb so angespannt ist) und ich habe wirklich noch keinen Schimmer wegen dieser Nährsache. Zudem ich gar nicht weiß..naja, wer denn überhaupt in Frage kommt. Ich kenne außer Ahgony keine Vampire in ungefähr meinem Alter. Genau genommen kenne ich sowieso nur diese, die hier auf dem Anwesen leben. Und die stehen außer Frage. Gerade nervt mich meine Abhängigkeit meines Cousins gegenüber. Wäre ich nämlich nicht so anhänglich, würde ich sicher auch andere Vampire kennen.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon in der Küche sitze, aber es muss doch schon einige Zeit sein. Mittlerweile sind ein paar Doggen reingekommen und haben angefangen, das anstehende Essen zu kochen. Mein Blick wandert zu Uhr und ich fahre erschrocken hoch. Gütige..ich sitze seit gut drei Stunden in der Küche und das vollkommen untätig. Das sieht mir überhaupt nicht ähnlich. Und es zeigt, dass ich wohl wirklich abwesend war.
Ich stelle das Geschirr in die Spüle und verlasse die Küche, ohne Ziel.

GT: Flur

CF: Gartenbereich

Ich sah Ahgony ein wenig irritiert an, als er nur so unbegeistert reagierte. Dabei war es doch nichts Schlechtes, wenn man niedlich war. Oder störte ihn das, weil er eben kein Mädchen war? Ich fand das schon immer ziemlich komisch, wenn man so geschlechterspezifisch dachte und bald würde er sowieso nicht mehr niedlich sein, was ich schade fand. Ich mochte meinen niedlichen, süßen und schüchternen Ahgy! Und wenn er das nicht mehr war, dann würde ich ihn teilen müssen und darauf hatte ich im Übrigen auch keine Lust. Ahgony gehörte mir, nur mir ganz allein.
"Aber wenn du lieber nicht niedlich sein willst, dann..dann bist du es eben nicht", fügte ich nach seinem misslungenen Lächeln hinzu, scheinbar gefiel es ihm wirklich nicht, dass ich ihn so nannte und ich nahm mir vor, das nicht wieder zu machen.

Ich hörte ihm zu und nickte dann: "Weiß ich doch, man muss sich schließlich dir aufdrängen, damit du überhaupt mal nicht alleine bist. Aber weißt du, wenn du erstmal erwachsen bist, dann musst du mit den anderen Leuten im Team klar kommen, da musst du auch ein bisschen aus dir rauskommen, die Schule ist eigentlich eine gute Übung dafür." Schließlich würde er irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters treten, ein Bruder werden und kämpfen. Und ich wollte das auch! Unbedingt. Meine Eltern waren von der Vorstellung noch immer nicht sonderlich begeistert, aber ich war froh, dass ich trotzdem mit trainieren durfte und bis ich alt genug war, konnte ich sie ja immer noch überreden.

"Ich rede dann mal mit Daddy drüber, ich bin sicher, dass er es erlaubt", schließlich hatte ich sehr viele und gute Argumente und Dad konnte mir sowieso nichts abschlagen, immerhin war ich seine Prinzessin. So schmiedete ich schon kleine hinterlistige Überredungspläne in meinem Köpfchen, während wir zum Anwesen schlenderten.
"Oh ja, essen klingt gut!", stimmte ich Ahgony gleich zu und zerrte ihn direkt mit in die Küche, wo ein paar Doggen gerade beschäftigt waren, "was willst du denn essen?"

CF: Gartenbereich

Natürlich passt es mir eigentlich wirklich nicht das ich für Nalla nur.. niedlich bin. Ich möchte so viel mehr für sie sein und irgendwie.. hoffe ich sogar deshalb schon auf meine Transition. Denn dann bin ich es - so hoffe ich .. nicht mehr und kann wirklich mehr für sie sein. Zumal ich immer wieder daran denken muss das sie ihre vor mir hat und dann.. ganz sicher auf so ganz andere Typen stehen wird als ich es bin. Eben auf die starken und muskulösen Männer. So wie unsere Väter und all die anderen Brüder... Als sie allerdings meint dass ich dann eben nicht niedlich bin hebe ich dennoch abwehrend die Hände. "Ähm doch ... doch natürlich möchte ich das sein.. für dich...", murmele ich dann leise. Denn lieber bin ich dann wohl doch einfach nur niedlich für sie als.. gar nichts.

Ich seufze nun leicht. Zum einen Weil Nalla den Punkt erwähnt dass ich ja später im Team klar kommen muss und damit anspricht das ich eben auch mal ein Bruder werde - obwohl ich noch nichtmal weiss ob ich das eigentlich will... aber auch weil sie meint dass die Schule eine gute Übung wäre. Dabei finde ich.. dass die Schule hiermit ganz und gar nicht vergleichbar ist. "Aber hier kenne ich ja schon alle und .. und ich hab auch keine Probleme mit ihnen zu reden!", gebe ich somit auch zu bedenken. Sicher werden wohl auch ein paar neue kommen.. aber die sind eben auch so ganz anders als die.. Schüler... jedenfalls hoffe ich das...

Ich muss ein wenig grinsen als sie meint dass sie mit ihrem Dad reden würde. Es stimmt wohl dass er ihr nie einen Wunsch abschlagen konnte. Und.. eigentlich kann mein Dad das bei ihr wohl auch eher selten auch wenn er wenigstens versucht etwas.. konsequenter zu sein. Aber mein Dad ist wenigstens auch zu mir nett - was man von ihrem wohl nicht.. immer behaupten kann. Wenn ich an den Tag nach Weihnachten denke als er uns.. nur zusammen im Bett gesehen hat... ich lasse mich von Nalla nun in die Küche ziehen und setze mich dann dort auch direkt auf einen Stuhl - natürlich nachdem ich erst ihr einen zurecht gerückt habe und überlege kurz. "Hmm.. ich weiss nicht.. worauf hättest du denn Lust?", will ich nun einfach wissen. Denn mir fällt wohl gerade wirklich nichts bestimmtes ein.

Auf seine Worte hin blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um, um ihn skeptisch anzusehen: "Ahgy? Was stimmt denn nicht?" Mir war nicht entgangen, dass er wirklich nicht besonders glücklich darüber zu sein schien, schließlich kannte ich ihn seit seiner Geburt, vormachen konnte er mir nichts! Jedenfalls war ich davon vollkommen überzeugt. Dann lächelte ich aber schon wieder: "Du weißt doch hoffentlich, dass ich dich genau für das lieb habe, was du bist. Du bist anders als die meisten anderen und das macht dich besonders. Auf eine sehr gute Art und Weise." Ich konnte mir schon denken, dass es ihn störte, nicht so zu sein wie die Brüder, dass er so ein zartes und liebes Persönchen war, aber gerade dafür liebte ich ihn doch auch. Nur, dass ich das so nicht sagen konnte, sollte, durfte, was auch immer. Das wäre doch komisch, immerhin war er mein Cousin und den sollte man nicht so lieben, wie ich es eben tat. Was ich ziemlich idiotisch fand, man konnte sich das doch nicht aussuchen. Grübelnd setzte ich meinen Weg dann wieder fort.

"Das trifft auf die Brüder zu, aber es kommen dann ja die ganzen Neuen auch dazu, wenn das neue Trainingsjahr anfängt", gab nun ich meinerseits zu bedenken, dann wurde ich ganz hibbelig, "aber das wird soo cool werden, ich konnte Daddy überreden bei dem Training auch mitmachen zu dürfen und dann können wir richtig zusammen trainieren, Ahgy!" Dass man mir das erlaubt hatte, überraschte mich immer noch ziemlich, aber ich konnte eben sehr überzeugend sein. Außerdem steigerte das meine Chancen richtig auf der Straße zu kämpfen irgendwann, jedenfalls hoffte ich das. Und ich könnte noch mehr Zeit mit Ahgony verbringen, was noch ein weiterer guter Grund war.

Eigentlich wollte ich nicht sitzen, ich war so überdreht und zappelig, dass ich lieber rumlaufen würde, aber ich wollte Ahgonys Höflichkeit auch nicht einfach so ignorieren, also setzte ich mich doch lieber hin.
"Ich will Pancakes..oder nein, ich will Spinattaschen. Aber Waffeln wären auch nicht schlecht oder Sandwiches..", stellte ich fest und ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen, sah mit gespielter Verzweiflung zu Ahgy, "ich glaube, das musst doch du entscheiden, sonst verhungern wir vorher."